22.01.2023 Winterschnatgang
Der VV Suderwich-Essel rief und 125 Esseler und Suderwicher kamen!
Los ging es an der ehemaligen Gaststätte Wetterkamp, wo Markus Flögel die Schnatgänger mit einem Suderwicher
Schnaps aus der Kornbrennerei Schlüter begrüßte und einiges zur Vergangenheit der Gaststätte erzählte. Das hier früher
die Mensa der alten Fachhochschule Suderwich war, wußten kaum einer.
Von dort aus machte man sich auf den Weg über das Hochfeld zum neuen Radweg nach Essel. Hier erläuterte Arno
Straßmann, der offizielle Beauftragte für Bodendenkmalpflege der Stadt Recklinghausen (dies ist ein Ehrenamt), auf
halber Strecke zum Windrad, dass man sich auf einem alten Postweg befindet, der ab ca. 1610 das Herzogtum Kleve
am Niederrhein mit Berlin verband. Kleve gehörte seit 1610 zu Brandenburg. Die Poststation befand sich in Horneburg.
Weiter ging es zum Windrad, welches den Luftraum über Essel beherrscht. Hier erläuterte einer der Betreiber, Martin
Hilbring, die Entstehungsgeschichte und die Leistung des Kraftwerks.
In Essel auf dem Hilbringschen Hof, wurden wir von Martins Sohn Sebastian begrüßt, der seit einigen Jahren den Hof
übernommen hat. Hier hat man sich auf die Pferdepensionswirtschaft spezialisiert, Nutztierhalten wurde weitestgehend
eingestellt.
Das Spritzenhaus in Essel war der vorletzte Anlaufpunkt. Im frühen 20. Jahrhundert hatte jede Ortschaft ihre eigene
Feuerwehr, so auch Essel. Da diese ein Gerät zum Löschen benötigte, bekam Essel ein eigenes Spritzenhaus. Es wurde
aus Brettern errichtet und diente als Unterstand für die Esseler Spritze.
Das Spritzenhaus gehörte der Stadt Recklinghausen, bis es in den Besitz des Bauern Wilking übertragen wurde.
Brände gab es in Essel mehr als genug. In 1888, als Melchers Hof abbrannte, wurden der „Spritzenmeister“ Hermann
Feldhoff und Theodor Ridder schwer verletzt. Eine Brandserie gab es in den Jahren 1908 – 1910, als sieben Wohnhäuser
und Scheunen niederbrannten.
Heute gehört die Bauernschaft Essel zum Feuerwehrbezirk des Löschzuges Suderwich der Freiwilligen Feuerwehr
Recklinghausen.
Weiter ging es zur ältesten Eiche in Recklinghausen, zum Hof von Johannes Dörlemann. Die aus dem Jahr 1860
stammende Kornbrennerei Dörlemann in Essel entstand aus dem bis 1682 zurückzuverfolgenden gleichnamigen Hof
des einstigen Besitzers Johann Bernd Dörlemann.
Insgesamt standen vor Ort drei große Eichen, die eine blieb stehen, die anderen beiden wurden für den Bau des Hofes
genutzt.
1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges, interessierte sich Alfred Krupp, der Chef der großen deutschen Stahlfabrik aus
Essen, für diesen Baum. Er wollte ihn für eine Hammerschmiede nutzen. Der Baum wurde damals auf ein Alter von sage
und schreibe 800 Jahre geschätzt.
Sowohl die Dörlemanns als auch die Esseler wehrten sich erfolgreich gegen das Kruppsche Ansinnen, wie man anhand
der Fotos gut erkennen kann. Die Eiche ist heute ein Naturdenkmal (ND 136) und steht unter einem besonderen Schutz.
Wie wir sehen, haben schon vor gut 100 Jahren Bürger es geschafft, eine Eiche zu erhalten. Und diese ist nun ca. 900 Jahre
alt, wir gehen mal davon aus, dass sie somit die älteste Bewohnerin von Suderwich/Essel ist. Die Altersangabe kann, so Arno
Straßmann, auch ohne Eingriff in den Baum überprüft werden. Dies wurde vor Ort auch sofort gemacht.
Man soll den Umfang des Baumes in Armhöhe messen, was wir mit 2 Stricken bzw. 3 erwachsenen Männern taten. Wir maßen
4,38m, dieser Wert musste durch 0,8 dividiert werden, sodaß wir auf ca. 550 Jahre kamen. Ein Anruf beim Kreis Recklinghausen,
bei der zuständige Sachbearbeiterin für die Naturdenkmale, Frau Mathes, ergab, dass lt. deren Akten des Alter zwischen 500
und 600 Jahren von einem Gutachter geschätzt worden war. Eine exakte Angabe ist nur dann möglich, wenn das Baumalter
durch eine Kernbohrung bestimmt wird.
Nicht weit weg, in den Räumen der Kornbrennerei Dörlemann, kam es zum gemütlichen Ausklang bei Fleischwurstbrötchen,
Glühwein und weiteren flüssigen Appetithäppchen der Kornbrennerei Dörlemann. Zum Abschluß sangen alle wie immer das
Lied „Kein schöner Land“ und gingen nach einem ereignisreichen Tag zufrieden nach Hause.
Die Bilder des Schnatgangs finden Sie < HIER >